Richtlinie Umweltmedizin des AEB

Die europäische Akademie für Umweltmedizin (Europaem) hat 26. September 2016 die deutsche Version der EMF-Guideline 2016 veröffentlicht. Die Grundlage dieser Guideline war die von der ÖÄK entwickelte Leitlinie zur Abklärung und Therapie EMF-bezogener Beschwerden und Krankheiten vom März 2012.
Die deutsche Version der EMF-Leitlinien kann unter dem Menüpunkt Download abgerufen werden.
Die EMF-Leitlinie 2016 ist ein Leitfaden für Ärzte und Therapeuten um feldbelasteten Personen eine zielführende Diagnose und eine zielgereichtet Therapie anbieten zu können. Leider ist es dem AEB nicht gelungen die EMF-Messtechnik in der Leitlinie 2016 auf eine körperbezogen Messtechnik umzustellen. Deshalb wird die in der Leitlinie enthaltene Messtechnik für die Therapeuten keine große Hilfe in der Beurteilung der biologischen Belastung durch physikalische Umweltbelastungen sein!

Stellungnahme des AEB zur EMF-Leitlinie 2016

Die EMF-Leitlinie 2016 der EUROPAEM zur Prävention, Diagnostik und Therapie EMF-bedingter Beschwerden und Krankheiten ist für Laien schwer verständlich, sie wurde für Ärzte und Therapeuten entwickelt und geschrieben. Der AEB versucht die Inhalte laienverständlich umzusetzen, damit E-Smog Betroffen einen größtmöglichen Nutzen daraus ziehen können.
Unspezifische – oft stressassoziierte – Beschwerden nehmen stark zu. Immer öfter stellen sie die Kollegenschaft vor komplexe differentialdiagnostische Herausforderungen. Neben Dauerstress im privaten und im Arbeitsumfeld, ist die Zunahme der physikalischen Umweltbelastungen vorwiegend durch technisch bedingte Felder ein Hauptgrund für das Ansteigen von Befindlichkeitsstörungen und Erkrankungen. Auch chronische Überlastung bis hin zum Burnout sind Folgen eben dieser Entwicklung.
90 % der Ärzteschaft steht dieser Entwicklung hilflos gegenüber. Wie sollte ein Arzt oder Therapeut auf so eine Aussage reagieren?
Der AEB hält folgendes Vorgehen für sinnvoll:

  1. Es sollte eine umweltbezogen Anamnese erhoben werden, die das Ausfüllen des Fragebogens der EMF-Leitlinie 2016 beinhaltet.
  2. Es sollte eine Wohnungs- bzw. Hausuntersuchung auf Belastungen auf physikalische Felder durchgeführt werden.
  3. Beginn der Diagnostik
  4. Expositionsverringerung bzw. Eliminierung
  5. Beginn der Therapie
  6. Nachkontrolle

Kernelement sind die Feld-Untersuchung und der Patientenfragebogen bestehend aus einer allgemeinen Erhebung von Stresssymptomen, sowie einer spezifischen Erfassung der Elektrosmogexposition. Der aktuelle Fragebogen der Leitlinie kann unter dem Menüpunkt Download heruntergeladen werden.
Zur Erhebung der Feldexposition ist Folgendes zu sagen. Leider ist es dem AEB nicht gelungen in der EMF-Leitlinie 2016 eine körperbezogen Messtechnik durchzusetzen. Die alten baubiologischen Messtechniken wurden leider übernommen. Wer mehr über die Unterschiede einer Objekt bezogenen und einer Körper bezogenen Messtechnik wissen will, möge bitte den Menüpunkt Messtechnik und den Unterpunkt Messtechnik Baubiologie anklicken.
Liegt dem Arzt oder Therapeuten eine Wohnungsuntersuchung auf EMF-Belastungen vor sowie der ausgefüllte Patientenfragebogen, kann eine gezielt Diagnostik einsetzen. Welche diagnostischen Maßnahmen ergriffen werden müssen, hängt von dem Ergebnis der Wohnungsuntersuchung, dem ausgefüllten Fragebogen und den Vorerkrankungen ab. Wundern Sie sich nicht, wenn Untersuchungen angeordnet werden, die scheinbar nichts mit physikalischen Umweltbelastungen zu tun haben. Oft sind andere Umweltbelastungen wie Pestizide, Insektizide, Mykotoxine, Tiermedikamente, Schwermetalle oder auch Infektionen wie Borrelien u.a. die Ursache, dass Sie elektrosensibel geworden sind.
Wenn bei Ihnen physikalische Umweltbelastungen gefunden wurden, ist es selbstverständlich diese umgehend – so weit möglich – zu beseitigen. Eine Blinddarm-Entzündung heilt nicht aus, wenn man nur Schmerzmittel dagegen einnimmt!
Die Ärzte sind immer mehr mit Beschwerden ungeklärter Ätiologie konfrontiert. Es ist eine differential-diagnostische Herausforderung eine evidenzbasierte Handlungsstrategie zu verfolgen.
Aufgrund der wissenschaftlichen Literatur zur Interaktion von EMF mit biologischen Systemen sind mehrere Wirkmechanismen möglich. Ein plausibler Wirkmechanismen auf intra- und interzellulärer Ebene ist z.B. jener über die Bildung freier Radikale / oxidativer und nitrosativer Stress (Friedmann et al. 2007, Simko 2007, Pall 2007, Bedard und Krause 2007, Pacher et al. 2007, Desai et al. 2009). Im Zentrum steht dabei die vermehrte Bildung von Peroxinitrit (ON00-) aus der Reaktion von Stickstoffmonoxid (NO) und Superoxid (02-). Wegen seiner vergleichsweise langen Halbwertszeit schädigt Peroxinitrit eine Vielzahl zentraler Stoffwechselvorgänge und Zellbestandteile.
Mit diesem Ansatz lassen sich viele der im Zusammenhang mit EMF-Expositionen beobachteten Beschwerden, Symptome und deren Verläufe plausibel erklären. Die Hinweise verdichten sich, dass das EMF-Syndrom (EMFS) zu den Multisystemerkrankungen (Pall 2007) wie etwa Chronic Fatigue Syndrome (CFS), Multiple Chemical Sensitivity (MCS), Fibromyalgie (FM), Post Traumatic Stress Disorder (PTSD) zu zählen ist.
Das EMF-Syndrom wird inzwischen unter der Bezeichnung Electrohypersensitivity (EHS) als eine körperliche Einschränkung angesehen und die mit körperlichen Behinderungen einhergehen und nehmen Bezug auf die UN Resolution 48/96, Anhang 20. Dezember 1993 (UN 1993) Menschen mit EHS. Arbeitnehmer mit EHS haben ein Recht von ihrem Arbeitgeber unterstützt zu werden, damit sie trotz dieser Einschränkung arbeiten können.
Eine schon 2001 in der Schweiz durchgeführte Umfrage unter 394 Personen, die bestimmte Beschwerden EMF-Expositionen zuordneten, ergab unter anderem folgende Symptomhäufigkeiten: Schlafprobleme (58%), Kopfschmerzen (41%), Nervosität (19%), Müdigkeit (18%) und Konzentrationsprobleme (16%). Als Ursachen wurden von den Befragten Mobilfunkbasisstationen (74%), Mobiltelefone (36%), Schnurlostelefone (29%) und Hochspannungsleitungen (27%) genannt. Zwei Drittel der Betroffenen hatten Maßnahmen zur Reduktion ihrer Symptome getroffen. Die häufigste Maßnahme war die Expositionsvermeidung. Bemerkenswert war, dass nur 13 % der Befragten ihren Hausarzt / ihre Hausärztin kontaktiert hatten (Röösli et al. 2004).

Wann sollte man bei Patienten an EMF Belastungen denken?

Grundsätzlich sollte man bei unspezifischen Beschwerden (siehe Patientenfragebogen), bei denen keine klar erkennbare Ursache gefunden wurde, EMF-Expositionen ernsthaft in Betracht ziehen, insbesondere dann, wenn vom Patienten ein entsprechender Verdacht geäußert wird.

Vorgangsweise bei Verdacht auf EMF-bezogene Beschwerden

Wie schon ausgeführt, empfiehlt der AEB folgende Vorgangsweise zur Abklärung und Therapie. Selbstverständlich kann und muss der vorgestellte Ablauf notwendigerweise bei individuellen Auffälligkeiten modifiziert werden.

  1. Es sollte eine umweltbezogen Anamnese erhoben werden, die das Ausfüllen des Fragebogens der EMF-Leitlinie 2016 beinhaltet.
  2. Es sollte eine Wohnungs- bzw. Hausuntersuchung auf Belastungen auf physikalische Felder durchgeführt werden.
  3. Beginn der Diagnostik
  4. Expositionsverringerung bzw. Eliminierung
  5. Beginn der Therapie
  6. Nachkontrolle.